Das Aktualisieren einer bestehenden Linuxinstallation ist immer eine etwas heikle Geschichte und eine Frage des Selbstvertrauens sowie des Bauchgefühls. Es geht dabei schließlich nicht nur um vergleichbaren Kleinkram wie ein einzelnes Paket, sondern um das ganze System, in dessen Pflege Sie bereits viel Zeit und Mühe gesteckt haben. Dieser Aufwand soll schließlich nicht umsonst gewesen sein.
Eine Aktualisierung bedeutet stets größere Umbauarbeiten, bei dem sich
vergleichsweise viel ändert und durchaus auch etliches schief gehen
kann, womit Sie nicht unbedingt rechnen. An der Stelle sei jedoch zu
Ihrer Beruhigung angemerkt, dass z.B. der Wechsel von Debian 6 Squeeze
auf Debian 7 Wheezy recht unspektakulär verlief und vielfach
problemlos über die Bühne ging. Beim Wechsel von Debian 8 Jessie
nach Debian 9 Stretch muss darauf geachtet werden, dass lokal
installierte PHP-Anwendungen auch mit PHP 7.0 kompatibel sind. Beim
Wechsel von Debian 10 Buster auf Debian 11 Bullseye ist zu
beachten, dass sich der Verzeichnis- bzw. Codename der
Sicherheitsaktualisierungen von buster/updates
zu
bullseye-security
geändert hat. Und beim Wechsel von Debian 11
Bullseye auf Debian 12 Bookworm ist zu beachten, dass unfreie
Firmware nicht mehr mit anderer unfreier Software im Bereich
non-free
ist sondern in den Bereich non-free-firmware
abgetrennt
wurde.
Trotzdem halten wir es für ganz praktisch, wenn wir Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Abfolge zur Verfügung stellen, der Sie folgen können. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Aktualisierung etwas vergessen wird. Empfehlenswert ist auch, den Vorgang zu zweit mit einem Sparringspartner vorzunehmen. Das mindert die Anspannung und hilft Situationen zu umschiffen, in denen etwas Unbekanntes auftritt, wo Sie vielleicht allein nicht ohne Hilfe weiterkommen.
Desweiteren sind mehrere Hilfsmittel von Nutzen. Dazu gehören neben einem vollständigen und verfügbaren Backup Ihrer Daten eine CD/DVD oder ein USB-Stick mit einem Live-System für alle Fälle, um Ihr System bei Missgeschicken davon booten zu können und darüber wieder Zugriff auf Ihr System zu erhalten. Ein weiteres Gerät mit Internetzugang hilft dabei, Lösungen zu aufkommenden Fragen oder Unklarheiten zu recherchieren. Stift und Papier klingen trivial, ermöglichen aber flinke Notizen, falls das doch erforderlich sein sollte.
Die vollständige Aktualisierung des Paketbestands erfolgt mit dem
APT-Unterkommando dist-upgrade
. Es ist auf den ersten Blick sehr
ähnlich zu upgrade
, es bestehen jedoch wesentliche Unterschiede
zwischen beiden. Ersteres bezieht nur Änderungen innerhalb der
bestehenden Veröffentlichung, das Zweite bezieht alles von der neuen
Veröffentlichung.
Wir empfehlen Ihnen, bei der Aktualisierung Ihrer Distribution die nachfolgenden Schritte nicht außer Acht zu lassen.
/var
tummeln.
Überprüfen Sie danach Ihr Backup auf Vollständigkeit. Nichts ist
enttäuschender als eine Datensicherung, welche sich im Nachhinein als
unvollständig herausstellt.
apt-listbugs
[Debian-Paket-apt-listbugs]
nach möglicherweise kritischen Fehlern in der Debian-Fehlerdatenbank
(siehe Abschnitt 37.3.2, „Bugreports mit apt-listbugs
lesen“).
apt-get update
(siehe Abschnitt 3.14, „Liste der verfügbaren Pakete aktualisieren“). Damit bringen
Sie die Paketliste auf den aktuellen Stand und verringern die
Unterschiede zum verfügbaren Paketbestand.
apt-get
autoremove
auf (siehe Abschnitt 8.44, „Umgang mit Waisen“). Dieser Schritt verringert
den zu berücksichtigenden Paketbestand und macht sich in mehrfacher
Hinsicht bemerkbar. Einerseits werden Altlasten beseitigt, sie sparen
Zeit und Festplattenplatz, es müssen somit weniger Datenpakete über die
Leitung geschubst werden und anderseits danach eine geringere Anzahl
Pakete aktualisiert werden.
apt-get upgrade
ein. Damit verringern Sie die
Unterschiede zum Versionswechsel weiter.
/etc/apt/sources.list
entsprechend auf die
neue Distribution an. Wechseln Sie bspw. von Debian 7 Wheezy auf
Debian 8 Jessie, ändern Sie alle Vorkommen von wheezy
auf jessie
.
apt-get update
auf den neuesten
Stand (siehe „Paketliste aktualisieren“ unter
Abschnitt 3.14, „Liste der verfügbaren Pakete aktualisieren“).
apt-get dist-upgrade
.
Jetzt wird der Distributionswechsel vollzogen und alle bestehenden
Pakete werden erneuert, sofern neue Varianten vorliegen.
Ein Distributionswechsel ist auch mit aptitude
möglich. Dazu verwenden
Sie in Schritt 10 obiger Liste auf der Kommandozeile statt apt-get
dist-upgrade
den Aufruf aptitude full-upgrade
. Aus historischen
Gründen besteht noch ein Synonym zu dist-upgrade
, welches Sie derzeit
ebenfalls noch benutzen können.
Über die Textoberfläche gelingt Ihnen gleiches nur über einen kleinen Umweg. Dazu markieren Sie zunächst mittels U). In Folge lösen Sie mittels g die Erneuerung der zuvor markierten Pakete aus.
→ alle Pakete, für die eine neuere Variante verfügbar ist (Kurzform: Taste