3.4. Geeigneten Paketmirror auswählen

Zentraler Anlaufpunkt für netzbasierte Installationen sind die offiziellen Paketmirrors – auf deutsch auch Spiegelserver genannt – welche die Debianpakete für Sie bereithalten. Diese Paketmirrors sind weltweit verteilt und werden meist ehrenamtlich von einem Verantwortlichen für den jeweiligen Standort oder im Rahmen seiner administrativen Aufgaben vor Ort betreut. Viele Spiegelserver werden automatisch über neue Pakete informiert und abgeglichen und verfügen somit stets über den aktuellen Paketbestand.

Wir empfehlen Ihnen, bei der Auswahl eines Paketmirrors einen solchen zu bevorzugen, der eine möglichst kurze Entfernung zu ihrem Standort hat, mit hoher Verfügbarkeit glänzt und über eine gute Netzanbindung verfügt. Damit erhöht sich die Zuverlässigkeit ihrer Infrastruktur und insbesondere auch der Komponenten, die von externen Bestandteilen und Diensten abhängig sind.

Mit der oben beschriebenen, dezentralen Verteilung ist gewährleistet, dass Sie bei einem Ausfall oder der Nichtverfügbarkeit des von ihnen gewählten Paketmirrors problemlos auf eine adäquate Alternative zurückgreifen können, auch wenn diese netztechnisch etwas weiter von ihrem aktuellen Standort entfernt ist. Für die Infrastruktur des Debian-Projekts heißt das außerdem, dass sich die Anfrage- oder Netzlast auf unterschiedliche Mirrors und deren Standorte verteilt.

Für Sie bedeutet das im Alltag, dass sich neben der Verringerung der Ausfallwahrscheinlichkeit insbesondere die Bezugszeiten für Debianpakete erheblich verringern, da Sie nicht auf einen einzigen Spiegelserver angewiesen sind. Verwenden Sie einen Spiegelserver in ihrer Nähe, merken Sie das insbesondere dann, wenn größere Aktualisierungen erfolgen, bspw. bei einem Distributionswechsel oder -upgrade (siehe Abschnitt 8.41.4, „dist-upgrade und full-upgrade).

Jeder Interessierte kann einen solchen Paketmirror betreiben. Wie Sie diesen einrichten, erfahren Sie unter „Einen eigenen APT-Mirror aufsetzen“ in Kapitel 31, Einen eigenen APT-Mirror aufsetzen.

3.4.1. Paketmirror bei Debian

Das Debian-Projekt pflegt eine offizielle Liste seiner Paketmirrors [Debian-Spiegel-Liste]. Diese Liste ist in primäre und sekundäre Mirrors gegliedert.

Primäre Mirrors sind dabei als zentrale, stets aktuelle Bezugspunkte mit hoher Last ausgelegt. Neben einer guten Netzanbindung bieten diese auch eine hohe Verfügbarkeit. Sie werden automatisch aktualisiert, sofern es Änderungen im Debian-Projekt bzw. dessen Paketarchiv gibt. Ein Mirror dieser Kategorie ist nach dem folgenden Namensschema erreichbar:

ftp.Länderkennung.debian.org

Die Länderkennung richtet sich nach dem ISO-Namensschema. Für Deutschland ist das de, für Österreich at und für die Schweiz ch. Der deutsche primäre Paketmirror ist somit unter ftp.de.debian.org erreichbar, der österreichische unter ftp.at.debian.org und der schweizerische unter ftp.ch.debian.org.

Primäre Debian-Mirrors stehen häufig bei Internetprovidern oder Lehr- und Forschungseinrichtungen. Beispielsweise steht der primäre Schweizer Debian-Paketmirror ftp.ch.debian.org an der ETH Zürich und einer der Debian-Paketmirrors für Deutschland an der TU Dresden.

Sekundäre Mirrors unterscheiden sich dahingehend von primären Mirrors, dass nicht garantiert ist, dass das volle Spektrum an Debianpaketen und Architekturen (siehe Abschnitt 1.2, „Debian-Architekturen“) geboten wird. Hintergrund kann bspw. eine Begrenzung des verfügbaren Speicherplatzes auf dem Server sein. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass dieser Mirror schlechter erreichbar sein muss. Im deutschsprachigen Raum betreiben entsprechende Paketmirrors bspw. die Uni Erlangen, die TU Graz und SWITCH, das Schweizer Hochleistungsnetzwerk für die Wissenschaft [SWITCH].

Für jeden Paketmirror existiert eine Beschreibung, die diesen genauer klassifiziert. Dazu gehört z.B. die URL, der Aliasname, der Typ des Paketmirrors, die darüber verfügbaren Architekturen (siehe Abschnitt 1.2, „Debian-Architekturen“) sowie die Informationen zum genauen Standort, zum Betreuer bzw. Betreiber und der Anbindung (IPv4 oder IPv6). Nachfolgender Auszug zeigt die Details für den Paketmirror ftp.de.debian.org, der an der TU Dresden beheimatet ist. Die Auswahl des Mirrors erfolgte daher, weil dieser den vollen Leistungsumfang bietet — von diesem Mirror bekommen Sie das ganze Debian-Spektrum.

Informationen zum Paketmirror ftp.de.debian.org (TU Dresden). 

Site: ftp.de.debian.org
Alias: ftp1.de.debian.org
Alias: debian.inf.tu-dresden.de
Type: Push-Primary
Archive-architecture: amd64 armel armhf hurd-i386 i386 ia64 kfreebsd-amd64 kfreebsd-i386 mips mipsel powerpc s390 s390x sparc
Archive-ftp: /debian/
Archive-http: /debian/
Archive-rsync: debian/
Archive-upstream: ftp-master.debian.org
Archive-method: push
Backports-ftp: /debian-backports/
Backports-http: /debian-backports/
Backports-rsync: debian-backports/
Backports-upstream: syncproxy3.eu.debian.org
Backports-method: push
CDImage-ftp: /debian-cd/
CDImage-http: /debian-cd/
CDImage-rsync: debian-cd/
Old-ftp: /debian-archive/
Old-http: /debian-archive/
Old-rsync: debian-archive/
Volatile-ftp: /debian-volatile/
Volatile-http: /debian-volatile/
Volatile-rsync: debian-volatile/
Volatile-upstream: kassia.debian.org
Ports-architecture: alpha arm64 hppa m68k powerpcspe ppc64 sh4 sparc64 x32
Ports-ftp: /debian-ports/
Ports-http: /debian-ports/
Ports-rsync: debian-ports/
Ports-upstream: ftp.debian-ports.org
Country: DE Germany
Location: Dresden
Sponsor: Technical University of Dresden, Dept. of Computer Science http://www.inf.tu-dresden.de/
Comment: DFN
IPv6: no

3.4.2. Paketmirror für andere Distributionen

Für die anderen deb-basierten Distributionen sieht das ähnlich wie bei Debian aus. Eine aktuelle Liste finden Sie auf der Webseite der jeweiligen Distribution, bei Ubuntu hingegen im Entwicklerportal [Ubuntu-Mirrors]. In Abbildung 3.2, „Auswahl der Paketmirror für Linux Mint“ sehen Sie die Zusammenstellung für die Distribution Linux Mint.

Abbildung 3.2. Auswahl der Paketmirror für Linux Mint

werkzeuge/paketquellen-und-werkzeuge/linuxmint-mirrors.png

3.4.3. Pakete ohne Paketmirror beziehen

Steht Ihnen lediglich ein Zugang über einen Webbrowser zur Verfügung, sind Sie trotzdem nicht vom Paketarchiv abgeschnitten. Unter dem Abschnitt „Browserbasierte Suche“ in Abschnitt 8.20.2, „Browserbasierte Suche“ erfahren Sie, wie Sie die benötigten Pakete mit Hilfe ihres Webbrowsers recherchieren, vom Paketmirror beziehen und sauber unter Beachtung der Paketabhängigkeiten auf ihrem System installieren. Unter „Webbasierte Programme“ in Abschnitt 6.5, „Webbasierte Programme“ stellen wir Ihnen weitere clevere Lösungen zur webbasierten Paketverwaltung für verschiedene Linux-Distributionen vor.